Ob Text, Theater oder Musik. Für mich waren die Grenzen da fließend.
Vielleicht war ich ein Grenzgänger auf der Suche nach unbekannten Mitteln.
Ich denke, das ist die Chance unserer Zeit. Zu entdecken, dass alles mit
allem irgendwie zusammenhängt. Mit Theater ist jetzt aber erstmal Schluss, denk ich.
Sebastian Zarzutzki
Vita
Sebastian Zarzutzki studierte Musikwissenschaften, Germanistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Köln. Nach freien Theater-Projekten und Regieassistenz am Staatstheater Mainz war er seit 2011 durchgängig im Ensemble des Rheinischen Landestheaters Neuss tätig – zuletzt als Regisseur und Dramaturg.
Mit Theater-Trash, musikalischen Produktionen und Late-Nights prägte er fast eine Dekade das Neusser Programm.
Seit 2018 widmet sich Zarzutzki hauptsächlich dem Thema Web-Entwicklung und Online-Marketing.
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Die Collage ...
... aus musikalischen Bildern, verblüffenden Thesen, Texten und Songs über
hunderttausend Jahre Menschheitsgeschichte an einem einzigen kurzen Abend
– so viel gleich vorweg – ist gelungen und wurde vom Premierenpublikum geradezu
furios mit etlichen schon fast Bayreuth-würdigen Vorhängen eine gute Viertelstunde
mehr als bejubelt. So etwas erlebt man als urtümlicher Opernkritiker im Sprechtheater absolut selten.
Grandios hat Regisseur Sebastian Zarzutzki für das Rheinische Landestheater Neuss das internationale
Erfolgsstück von Yuval Noah Havari bearbeitet und die 500 Seiten in kurzweilig fulminante
Bühnenhandlung übertragen. Wem Steven Hawkins‘ Illustre Geschichte der Zeit zu trocken und Mel Brooks Verrückte
Geschichte der Welt zu albern erscheint, der ist bei diesem herrlichen Theaterabend im
Neusser Landestheater bestens aufgehoben. Unbedingt hinfahren!
Gemessen an der Zeitspanne, in dem es auf unserem Planeten Leben gibt, dauert das rätselhafte Auftreten
der menschlichen Spezies nicht länger als einen Wimpernschlag. Doch was der Mensch durch seine Fähigkeit der
Sprache und des abstrakten Denkens in einer solch kurzen Zeit geschaffen hat, ist atemberaubend. ...
Diese „Weltuntergangsrevue“ präsentiert in einer Collage aus musikalischen Bildern, verblüffenden Thesen,
Texten und Songs dreihunderttausend Jahre Menschheitsgeschichte an einem Abend.
Mit: Kathrin Berg, Johanna Freyja Iakono-Sembritzki, Richard Lingscheidt, Rainer Scharenberg.
Musik: Jürgen Dahmen und Stefan Gesell. Ausstattung: Jule Dohrn-van Rossum.
Fotos: Björn Hickmann, Stage Pictures.
Rio Reiser. Wann, wenn nicht jetzt?
Wiederaufnahme: 27.03.2019
Bei einem ihrer ersten großen Auftritte setzten sie buchstäblich die Bühne in Brand und forderten später
„Macht kaputt, was euch kaputt macht.“: Mit seiner Band „Ton Steine Scherben“ steuerte Rio Reiser Entscheidendes
zum Klang der politisch wild bewegten 60er und 70er Jahre der Bundesrepublik Deutschland bei. Ihre Musik war wütend
und anarchistisch, voll von bissigem Humor und erfüllt von der Utopie nach einem anderen Leben. ...
Anna Lisa Grebe, Philipp Alfons Heitmann, Michael Meichßner und Stefan Schleue unternehmen,
begleitet von einer Live-Band unter Leitung des bekannten Neusser Musikers Jürgen Dahmen,
mit bekannten und unbekannten Songs eine Reise durch Rio Reisers Biografie und Seelenleben. Ausstattung: Jule Dohrn-van Rossum.
Assistenz Frances van Boeckel.
Fotos: Björn Hickmann, Stage Pictures.
Sensationelles Polit-Theater
Denn was jetzt im großen Saal des Theaters zur Uraufführung kommt, ist nicht mehr und
nicht weniger als sensationelles Polit-Theater, das die jüngere Zeitgeschichte en passant
mit großen Gefühlen erzählt. In einer deutschen Gegenwart, in der der Turbo-Kapitalismus
immer groteskere Formen annimmt, in der die 1968-er Generation und alles, wofür sie stand,
nur noch spöttisch belächelt oder gar medial ins kriminelle Lager abgeschoben wird,
erinnert das Landestheater an einen Künstler, der wie kaum ein anderer für das Lebensgefühl
einer Zeit stand, in der Deutschland zum letzten Mal von Utopien träumte, ehe Disko-Kugel und
Gewinnstreben ein für alle Mal die wertefreie Gesellschaft an den Abgrund trieben, an dem sie heute steht.
Amy Winehouse war nur das jüngste Beispiel einer wegweisenden Künstlerin, die dem geliebt-gehassten Rampenlicht
nicht widerstehen konnte und letztendlich an ihrem Ruhm und ihren Exzessen zerbrochen ist.
Der Abend „Gefallene Engel“ begibt sich auf die Suche nach Amys Schwestern im Geiste, tapferen Frauen, die zu Weltruhm gelangten,
die dann aber an den Umständen und auch an sich selbst zerbrochen sind.
Mit: Alina Wolff, Tine Schumann, Richard Ligscheidt, Reinar Scharenberg. Text und Inszenierung: Linda Riebau. Bühne: Maik Claßen. Kostüme: Alide Büld.
Musikalische Arrangements und Live-Musik (Klavier): Sebastian Zarzutzki.
Fotos: Björn Hickmann, Stage Pictures.
Für immer 27
Ein musikaischer Höllentrip
Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain, Amy Winehouse oder gar die Schlagersängerin Alexandra:
Sie alle sind Mitglieder des ebenso legendären wie mysteriösen Clubs 27. Denn sie alle haben gemeinsam, dass sie in ihrem
siebenundzwanzigsten Lebensjahr auf dem Gipfel ihres Erfolgs tragisch ums Leben gekommen sind. Dies oft unter ungeklärten Umständen.
Mit: Katharine Dalichau, Shari Crosson/Linda Riebau, Ulrike Knobloch. Musik: Sebastian Zarzutzki und Bartholomäus Pakulski.
Vocal Coach: Danny Donatz. Bühne: Maik Claßen. Kostüme: Alide Büld.
Fotos: Björn Hickmann, Stage Pictures.
Gefallene Engel Ein Liederabend. Musikalische Leitung und Live Musik (Klavier). Text und Inszenierung: Linda Riebau, Rheinisches Landestheater Neuss.
Der Wunschpunsch Familienstück nach Michael Ende. Komposition und Musikproduktion. Inszenierung: Konstanze Kappenstein, Rheinisches Landestheater Neuss.
Drei Mal Leben von Yasmina Reza. Komposition und Musikproduktion der Bühnenmusik. Inszenierung: Alexander Marusch, Rheinisches Landestheater Neuss.
Ab in den Urlaub! Ein Liederabend. Text und Regie für die GAG Immobilien AG Köln in Kooperation mit Bühne é.
1:0 für Robin Hood Ein Stück für Kinder ab 4. Text und Inszenierung für das Rheinische Landestheater Neuss.
Für immer 27 Ein musikalischer Höllentrip. Text und Inszenierung und musikalische Leitung für das Rheinische Landestheater Neuss.
Der Teufel mit den drei goldenen Haaren Kinderstück nach den Brüdern Grimm. Komposition und Musikproduktion. Inszenierung: Konstanze Kappenstein, Rheinisches Landestheater Neuss.
Viel Glück und viel Regen. Clownstheater. Idee und Inszenierung für das Rheinische Landestheater Neuss.
In einer kleinen Konditorei Ein Liederabend. Text und Regie für die GAG Immobilien AG Köln in Kooperation mit Bühne é.
Hörspiel! Veranstaltungsreihe. Konzept und Leitung, gemeinsam mit Linda Riebau, für das Rheinische Landestheater Neuss.
Heiliger Bimbam! Veranstaltungsreihe. Konzept und Leitung für das Rheinische Landestheater Neuss.
Wer das Schweigen bricht Mitternachtskrimi. Erarbeitung der Hörspielfassung, gemeinsam mit Mechthild Borgmann für den WDR Köln.
Väter und Söhne Eine Collage. Musikproduktion. Inszenierung: Peter Walgram, Rheinisches Landestheater Neuss.
Ein Schaf fürs Leben Kinderstück nach Maritgen Matter. Komposition und Live Musik (Gitarre). Inszenierung: Corinna Sommerhäuser, Rheinisches Landestheater Neuss.
Headspin. Critical Mess Ein Stück Hip Hop. Konzept und Inszenierung, gemeinsam mit Anna K. Becker und Samir Akika für das Schauspiel Essen.
Honka Dori. Play Dada Konzept und Inszenierung, gemeinsam mit Karin Wedeking, für das Theaterlabor im Tor 6, Bielefeld.
Willkommen. Nichts ist süßer denn die Heimat Kunst- und Performance-Aktion. Dramaturgie für das Büro für theatrale Strategien Chemnitz. (Regie Michael-Paul Milow.)
Veidai. Faces Dramaturgie für ein Tanz-Projekt in Kooperation mit dem Goethe-Institut Litauen, Grynparkas Festival, Unusual Symptoms. Choreographie: Samir Akika, Lina Puodziukaite und Marijanas Staniulenas.
Schlachter-Tango Ein Doku-Drama. Theatertext für das Theaterlabor im Tor 6, Bielefeld Regie: Indira Heidemann.
Heroes Nach Homers Ilias. Theatertext und Dramaturgie für das Theaterlabor im Tor 6, Bielefeld. Regie: Siegmar Schröder.
Krieg der Welten nach H.G. Wells, Text und Inszenierung, für Flugwerk Jugendtheater Düsseldorf, Theater Die Baustelle Köln.
Crayfish Ein Stück Hip Hop. Text und Recherche für das Rheinische Landestheater Neuss. Choreographie und Leitung: Samir Akika, Anna K. Becker.
Café Pumpe Weltrekordtheater. 24-Stunden-Performance. Konzept und Leitung für das Rheinische Landestheater Neuss.
Uhr
Gefühle mit Ketchup Ein Musical für Kinder. Text und Komposition. Theaterpädagogisches Projekt am FFT Junges Theater in der Altstadt, Düsseldorf.
Pixelhaut Ein Jugendstück. Text und Inszenierung für das Rheinische Landestheater Neuss in Koproduktion mit Flugwerk Jugendtheater Düsseldorf.
Airport Ein Open-Air-Spektakel. Konzept und Inszenierung, gemeinsam mit Karin Wedeking, für das Theaterlabor im Tor 6, Bielefeld, Internationales Straßentheaterfestival Detmold.
Ego_Shooter Ein Jugendstück. Text und Inszenierung für Flugwerk Jugendtheater Düsseldorf, FFT Kammerspiele Düsseldorf.
Scotland Road Ein Psyhothriller von Jeffrey Hatcher. Inszenierung für das Aurora Theater Düsseldorf, Theater Flin Düsseldorf.
Die Socken Ein Schleudertrauma in fünf Akten. Text für das Theaterlabor im Tor 6, Bielefeld, Regie: Siegmar Schröder.
... aus dem ärmlichen Bettler Hobo der Held vom Sherwood-Wald wird,
aus einem schäbigen Wartehäuschen ein dichter Wald voller Abenteuer,
und Krone, Ritterhelm, ja sogar Robins Geliebte Marian im Nu aus den
Dingen im Papierkorb entstehen - dann ist das eine unwiderstehliche
Verführung zu Spiel und Fantasie. Denn Zarzutzki leitet seine kindlichen
Zuschauer nachgerade dazu an, sich ihrer eigenen Fantasie zu bedienen.
Dabei ist es vor allem ein wunderbarer Spaß, wenn Hobo statt in die erträumte
Pizza plötzlich in eine Socke beißt, aus der flugs Katze, Hund oder Ente,
schließlich mit einem ausrangierten Wischmob als Haarschopf die quicklebendige Marian werden.
Ein herrlicher Spaß ist Zarzutzki und seinem Team da gelungen,
kindgerecht, lustig, mitreißend und eine unwiderstehliche Verführung zur
Fantasie, der auch die erwachsenen Begleiter keine Sekunde widerstehen können.
Ein sonniger Herbsttag unter einer Buche in einem englischen Garten. Auf einer Parkbank sitzt ein Mann mit roter Krawatte
und Aktenkoffer. Er beißt in seine Mittags-Banane. Neben ihm ein anderer Mann, vielleicht ist er ein Straßenmusiker,
vielleicht ein Obdachloser. – Er packt seine Gitarre aus und singt ein Lied: Die Ballade vom Räuber Robin Hood,
dem besten Bogenschützen von ganz England.
Deutschland, zu Beginn der 30er Jahre: die ersten Schatten der Nazi-Diktatur fallen auf die wankelmütige Demokratie.
Die 18-jährige Sekretärin Doris verlässt ihre rheinische Provinzheimat, um die große Welt zu erobern. Die große Welt,
das ist für sie die pulsierende Metropole Berlin. Hier möchte Doris „ein Glanz“ werden und stürzt sich in das Leben der
Tanzpaläste, Cafés und Bars. Für ihren Traum von Liebe, Luxus und Karriere in der Weltstadt ist sie bereit, aufs Ganze zu gehen.
Das Stück scheint der Schauspielerin auf den Leib geschrieben zu sein.
Angelehnt an die Theatervorlage von Gottfried Greiffenhagen haben RLT-Dramaturgin
Alexandra Engelmann, Anna Lisa Grebe und Regisseur Sebastian Zarzutzki es überarbeitet.
So bietet der Laufsteg Platz für choreografische Elemente: Grebe stolziert wie ein Model,
tanzt, läuft, headbangt, posiert. Immer voller Kraft, voller Energie.
Tanz, Musik und Gesang sind kunstvoll eingewoben. Am Ende gibt es sehr viel Applaus.
Die Zuschauer fordern eine Zugabe. Also schnappt sich Grebe noch einmal das Mikrofon.
Noch mal Musik, noch mal Seifenblasen. Noch mal "Material Girl". Ein glanzvoller Abend.